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AutorenbildSarah Wagner

OPTI - VON WEGEN LISBETH

Warum bin ich am liebsten ganz allein, warum kann ich nicht zufrieden sein? Das und vieles anderes fragen sich Von Wegen Lisbeth in ihrem Song Opti und der gleichnamigen EP.


Mit Opti schenkt uns die Berliner Indie-Pop-Band gleich fünf Neuerscheinungen auf einen Schlag und lässt an satirischen Alltagsbeobachtungen mal wieder keine Wünsche offen. Ein bisschen anders als in „Grande“ oder „sweetlilly93@hotmailcom“, weniger rockig und trotzdem mit der typischen Von Wegen Lisbeth Komik erzählt Sänger Matze von dem gesellschaftlichen Drang, einen Podcast zu produzieren, vom lost sein, dem Selbstoptimierungswahn und der Liebe.

Als erster Song der EP ist Opti gefüllt mit purer Ironie: Ich werd' ab jetzt nie wieder traurig sein und bin ich's doch, dann liegt's bestimmt an mir allein, belächelt die Band den Zwang unserer Gesellschaft, so lange an uns selbst zu arbeiten bis wir perfekt sind - als könnten wir alles aus eigener Kraft retten. Der Refrain Guck, ich opti-opti-opti-optimier' mich, lang lebе die Ökonomie klingt dabei wie ein poppiger Ohrwurm: Gesellschaftskritik leicht verdaulich à la Von Wegen Lisbeth.

Weniger vertraut kommt auf der EP die Liebe daher. Denn für die sonst so auffällige Band eher untypisch handelt es sich bei Momo um einen zurückhaltenden Song über einen Flirt, das unsichere Annähern und das doch nicht trauen: Mach es langsam, mach es Slow-Mo, Momo, guck ich lauf nicht weg.

Weiter geht es auf dem Track Portugal: Nur im Bett den ganzen Tag, mein Kopf auf deinem Bauch, dein Bett ein Ozean, dein Flur ist Portugal und die Küche Kasachstan. Begleitet von entspannten Tönen, ganz ohne Aufregung fragt man sich, wozu man eigentlich weggehen soll, wenn man doch bei einer Person findet, was man will? Wozu raus, wenn’s da gefährlich ist? Ich glaub ich bleib lieber bei dir, singt Matze harmonisch.

Lange hält die ungewohnte Harmonie nicht: Denn weniger romantisch, eher schwermütig wird es in L.OST. Ich würd gern 'ne Antwort, ich dreh mich im Kreise, ich weiß nicht wohin. Mit dem Song spannt die Band den Bogen zurück zu einem eher für sie bekannten Sound aus Indie-Pop, hier gemischt mit einer frischen Prise Hip Hop. Wer die Band verfolgt sieht auch: Die Jungs mögen Berliner Bahnhöfe, denn vielleicht ist Wieder völlig lost, Lichterfelde Ost ja eine Anspielung auf Doch der Fahrstuhl am Westkreuz riecht noch immer nach Pisse aus „sweetlilly93@hotmailcom“.

Den am ehesten für Von Wegen Lisbeth typischen Sound finden Fans vermutlich auf dem letzten Track der EP Podcast. Denn wie in „Sushi“ aus dem 2016 erschienenen Album „Grande“ rufen die Lyrics deutlich: Unsere Gesellschaft nervt! Falls dir jemals etwas an der Menschheit lag, hier ein ernstgemeinter Rat: Mach bitte, bitte, bitte, keinen Podcast, fleht Matze. Damit schließt von Wegen Lisbeth trotz ihrer kleinen Neuerfindung auf der EP mit einer für die Band gewöhnlichen kritischen Alltagsbeobachtung. Und mal wieder treffen sie es damit genau auf den Punkt.

Mit Opti hat es die Berliner Gruppe geschafft, einen neuen Sound zu wagen und sich sowohl textlich als auch musikalisch neu zu erfinden, ohne ihre typischen Merkmale wie verquirlte Instrumente, kritische Elemente und Ohrwurmfaktor loszulassen. Da kann man nur hoffen, dass irgendwo noch mehr der Von Wegen Lisbeth-Lockdown-Musik für uns schlummert.

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