Als eine Ode an die Lost-heit beschreibt die Sängerin Esther Graf ihren neuen Song "Geldautomat". Esther hat noch nicht viele Songs veröffentlicht, wird aber jetzt schon als heiße Newcomerin gehandelt. Mit 14 Jahren hat sie sich für eine Musikkarriere entschieden und ist alleine nach Salzburg gezogen. Seitdem arbeitete sie hart für ihren Traum und ist diesem schon erstaunlich nah. Mittlerweile wohnt sie in Berlin. Für Esther Graf läuft es gut, aber nicht immer. In ihrem neuen Song beleuchtet sie all die Sachen, die manchmal ein bisschen aus dem Ruder laufen. Dabei bleibt sie erfrischend sympathisch und nimmt sich dabei auch nicht immer so ernst.
Am Mittwoch durfte ich Esther Graf zum Interview treffen und wir haben übers Erwachsenwerden, ihren neuen Song und was es heißt, eine Frau in der Industrie zu sein, geredet. Im Interview hat Esther mich mit ihrer Energie sofort mitgenommen. Stellt euch also während des Lesens eine Esther vor, die immer ein Lächeln auf den Lippen hat und voller Motivation sprüht.
Freitag kommt dein neuer Song „Geldautomat“. Erzähl doch mal, wovon der Song handelt.
Tatsächlich ist der Song schon relativ alt. Ich glaube, jeder Newcomer weiß, wie lang der Prozess ist vom Songwriting, bis er dann rauskommt. Bei mir hat sich businessseitig im letzten Jahr relativ viel getan, weil ich jetzt bei Sony bin. Ich hab den Song einfach immer so geliebt und mir immer gedacht, das ist ein Song, den ich unbedingt raushauen möchte.
Ich habe den Song vor einem Jahr geschrieben. Ich bin vor einem Jahr nach Berlin gezogen und in dem Jahr ist tatsächlich echt viel passiert mir als Person. Zu dem Zeitpunkt war ich übelst lost. Ich wusste nicht so recht, wohin mit meiner Musikkarriere. Ich bin nach Berlin gezogen, wollte Jungsein. Bin relativ frisch aus einer langjährigen Beziehung raus. Ich war in jeder Hinsicht verloren und musste mein Leben trotzdem auf die Reihe kriegen.
Dann war ich im Studio und dachte: "Ich könnte jetzt erzählen, das und das läuft" und versuchen mich besser darzustellen, aber ich erzähle euch einfach, wie es mir wirklich geht. Was Dinge sind, mit den ich täglich struggle und weiß, dass man das ändern muss. Ich mache gewisse Dinge einfach weiterhin, obwohl ich weiß, dass die vielleicht nicht ganz so richtig sind und ich mich frage, wie das andere Leute hinkriegen.
Ich bin auch 22 und ich finde Anfang 20 sind einfach so Jahre, wo man gerade aus dieser Jugendphase rausgeht und sich irgendwie ins Erwachsenenlebens stürzt. Ein Teil von einem ist aber noch Kind. Man will das alles unter einen Hut bringen, weil man ja auch selbstständig sein will. Man will nicht seine Mama anrufen, vor der Waschmaschine stehen und fragen, wie das eigentlich geht.
Ich musste mich auf jeden Fall erst mal einleben, weil ich auch keine Wohnung hatte. Ich bin immer von Zwischenmiete zu Zwischenmiete und ich bin mit meinen ganzen Sachen durch Berlin getingelt und wusste einfach nicht so recht wohin mit mir.
Gewisse Dinge haben sich mit der Zeit geregelt und da bin ich jetzt auch froh drüber. Aber gewisse Dinge bleiben immer gleich. Ich mache einfach so weiter, wie ich es bisher gemacht habe, irgendwie bin ich immer durchgekommen.
Natürlich dann in dem Zuge das ganze Finanzielle auch. „Okay, wie mach ich das jetzt, dass ich den Monat gut durchkomme, aber trotzdem mir was gönnen kann?“
Ich finde das wenig in der deutschen Musik wieder, dass man auch selbstkritisch ist. Ich finde, man zeigt die Traurigkeit in der deutschen Musik, im Pop viel über Liebestruggles und so weiter.
Für mich ist es auch ein bisschen so ein Anti-Rap-Song, weil ich damit balle, wie ich struggle und versuche, dass auch mal mit Humor nehmen, ohne dass es so eine Schwere hat.
Würdest du sagen, die Lyrics des Songs sind schon real und nicht fiktiv?
Jede Zeile bin einfach ich. Es ist eine Ode an die Lost-Heit.
Was ist das schwerste am Erwachsenwerden?
Es sind wahrscheinlich nicht die einzelnen Dinge, sondern einfach, diese Summe an Sachen, die man unter einen Hut bringen muss. Es sind so viel Kleinigkeiten, die man zugleich machen muss. Dieses Multitasking, das muss ich einfach erst lernen. Ich schreibe mir auch jeden Bullshit auf: „Meld dich bei dem und dem, antworte dem und dem“, damit es sich in mein Unterbewusstsein pflanzt. Also für mich ist es diese Summe, die man unter einen Hut bringen muss.
Glaubst du dein jüngeres Ich würde das richtig cool finden, was du gerade machst?
Ja, auf jeden Fall! Ich muss sagen, ich schwebe die ganze Zeit zwischen einer krassen Dankbarkeit und einer krassen Überforderung.
Am Ende ist es trotzdem das, was ich immer machen wollte. Ich hätte auch nie gedacht, dass es so lange funktioniert. Ich habe jetzt nicht irgendwie einen großen Plan gehabt, wo es mal hingehen soll. Ich habe einfach drauf losgemacht. Für mich ist das jetzt gerade alles super aufregend, weil die ganzen Songs, die ich schreibe, sind Dinge, die in meinem Kopf passieren. Dinge, die aus mir entstehen, dass die plötzlich in so einem professionellen Kontext kommen, das ist für mich super neu.
Wo ich mir auch wieder denke: Vielleicht ist es genau so richtig, dass ich diese Struggles auch mitbringe, vielleicht nicht so den Plan habe. Vielleicht findet sich ja irgendjemand wieder und kann sich vielleicht schwer mit Sachen identifizieren, wo es die ganze Zeit darum geht: Ich hab zu viel Geld und alles läuft so gut.
Ich glaub bei mein jüngeres Ich würde sich übelst freuen. Früher habe ich auf ganz andere Dinge Wert gelegt. Ich dachte, wenn ich jetzt Sängerin werden will, dann muss ich einfach am krassesten singen. Ich habe mir die ganze Zeit irgendwelchen Tutorials reingezogen und dachte, ich werde einfach nie so singen können wie eine Ariana Grande oder so. Ich kann diese ganzen Riffs nicht, wenn ich das nicht kann, dann werde ich nie eine Karriere haben. Aber im Grunde, wenn man sich die deutsche Musikindustrie anschaut, niemand ist der krasseste Sänger, jeder hat so seine eigene Identität und jeder hat eben seinen eigenen Stil. Das sind die Leute, die dann am Ende durchgekommen sind. Das ist für mich voll schön, am Ende zu sehen, was zählt.
Also würdest du deinem jüngeren Ich sagen: Chill, es wird alles gut.
Ja, vielleicht auf andere Dinge Wert einfach legen als auf die, die damals so ein Gewicht hatten.
Du bist mit 14 Jahren auf eine Musikschule und dann ging es ein bisschen los mit Musik in deinem Leben. Gab es in dieser Zeitspanne bis jetzt irgendwann den Moment, wo du gemerkt hast: Oh, jetzt gehts los.
Wo ich das erste Mal nach Berlin kommen bin und zu Sessions eingeladen wurde, zu Songwriting-Sessions mit anderen Leuten. Das war für mich das erste Mal, dass Musik in einen professionelleren Kontext stattgefunden hat. Das war mir davor nicht so bewusst, dass es Produzenten gibt, die das hauptberuflich machen.
Natürlich, weiß man das, aber man, man stellt sich das nicht so bildlich vor. Es ist trotzdem am Ende eine Arbeit, wo Produzenten Tag und Nacht in den Studios sitzen. Da ist wirklich viel Work dahinter und viel Hustle. Da, wo ich in meiner ersten Sessions gesessen bin, wo ich gesehen hab: „Okay, es gibt Leute, die das so professionell machen und so ernst nehmen“, das hat mich so beeindruckt. Das ist das, was ich machen möchte und in dem Umfeld möchte ich leben, weil das bringt mich weiter. Diese Motivation, die Ernsthaftigkeit hinter diesem ganzen Musikding. Was mich krass nach vorne gebracht hat, ist diese Energie. Wir wollen das alle machen. Wir wollen was an Start bringen.
Du hast bei Fritz mit Emily Roberts die Show Vitamin E, da spielt ihr sehr coole Musik. Ich habe mich gefragt, worauf achtest du, wenn du Musik für die Show aussuchst?
Wir haben auf jeden Fall unsere Nenner, wo wir uns musikalisch irgendwie treffen. Aber jeder kommt aus einer anderen Ecke. Keiner darf mit seinen Vorlieben zu kurz kommen. Deswegen haben wir gesagt, wir werden voll auf Inhalt gehen. Wir werden immer ein Thema haben, wo wir dann Songs dazu spielen. In der ersten Show ging es um Freundschaft. Da halten wir uns auch Genre-mäßig nicht auf. Da gibts keine Grenzen für uns, was wir spielen können. Wir dürfen von der Show aus spielen, was wir wollen, was auch echt cool ist. Es ist auch dann schön, über Dinge zu diskutieren. Ich komme halt aus der deutschen Ecke und höre viel deutsche Sachen und sie halt mehr aus der englischen Ecke. Deshalb fing es an, dass so spontan in der Show Diskussionen losgingen.
Wir haben uns auf jeden Fall gesagt, wir setzten uns da keine Grenzen und wir sind beide Frauen und wissen, was das in der Industrie heißt. Wir wollen das auf jeden Fall nicht ignorieren. Worauf ich schon immer am Ende ein Augenmerk lege - diese Industrie ist auf jeden Fall männerdominiert -, dass wir uns da keine Grenzen setzen, dass wir Frauen hintereinander spielen. Es gibt ja teilweise so dumme Regeln im Radio. Frauenstimmen werden nicht so gerne gehört, so ein Bullshit. Wir haben super Einschaltquoten und spielen mehrere Frauen hintereinander! Man muss es ja nicht groß thematisieren, wenn man es spielt und die Leute dranbleiben, ist dieses Argument schon mal widerlegt.
Das ist uns halt eben ganz wichtig, da Sichtbarkeit zu zeigen und einfach auch über unser Leben zu reden. Man muss ja gar nicht groß was googeln. Es ist unser täglich Brot, Frauen zu sein und man redet da automatisch schon über viele Themen. Wir brauchen jetzt keine Feministen-Spezialisten, sondern wir sind es ja selbst.
Wie sieht das denn in deinen persönlichen Playlisten aus? Sind die auch nach Themen sortiert oder nach Jahreszeiten etc.?
Ich speichere mir eigentlich immer nur Songs, die ich richtig übelst feier.
Ich kann, glaub ich, nicht mehr so richtig normal Musik hören. Ich bin kein Playlisten-Hörer. Ich bin da nicht so, dass ich sage: „Okay, ich lasse es mal auf mich wirken" oder lass mich da berieseln und es läuft so nebenbei. Ich habe immer die Woche so 5 Songs, die ich für mich neu finde und höre sie einfach tot, bis ich alles ausgecheckt habe, und dann kommen die nächsten Songs.
Aber jeden von denen kenne ich halt. Da weiß ich jedes Element und kann den Song auswendig. Ich fühl das und ich habe den Song für mich auch musikalisch gecheckt und checkt die Message dahinter.
Ich höre die Songs in dem Sinn tot, dass es für mich dann reicht. Dann sind die nächsten dran. Aber ich kann die trotzdem immer wieder hören. Ich höre dann immer die obersten Songs von meiner Playlist und wenn noch nicht New Music Friday ist, dann höre ich die Playlist auch mal auf shuffle und endecke Songs für mich wieder. Das ist immer schön zu sehen, dass man den Song dann einfach kann.
Hast du auch einen Song, der sich immer wieder dann mal wieder einschleicht? Ein Evergreen, das du immer gerne hörst?
Ein Song, der bei mir 2019 und 2020 der Song des Jahres war, war "Finish Line" von Chance the Rapper. Da hab ich so irgendwie eine krasse Kombination gefunden, Ich liebe so Soul, Gospel Vibes, aber auch irgendwie Hip-Hop und das so eine Welt, die für mich zum ersten Mal so krass miteinander kombiniert wurde und trotzdem so zugänglich ist. Das ist ein Song, der vor ich glaube, zwei Jahren rauskam und ich immer noch krass feiere.
Ich war immer ein riesen Janis-Joplin-Fan. Die hat einfach eine krasse Stimme und da ist es wahrscheinlich "Mercedes Benz". Den habe ich sogar in die Playlist für die nächste Radioshow gepackt. Das ist ein Evergreen, was immer funktioniert. Besonders, weil das so ein Acapella Song ist. Die bringt so eine Attitude mit. Das funktioniert einfach, dass man gar nichts dazu braucht und es ist einfach ein Hit.
Gibt es ein Genre oder ein Musikstil, den nur noch mal für dich ausprobieren möchtest?
Ich war eigentlich nie ein Rock-Fan. Ich komme gar nicht aus der Ecke.
Ich liebe halt alles, was in die Soul und R&B Richtung geht, das ist das, was ich feier. Ich liebe Gospel, Hip-Hop. Aber in letzter Zeit fahr ich krass auf Rock ab.
Ich liebe auch Pop-Musik, was auch was ist, was ich erst vor einem Jahr richtig für mich gefunden habe. Eine Lennon Stella oder eine Holly Humberstone, Julia Michaels. Voll Schade, ich habe mich musikalisch der Sache lange nicht geöffnet. Das hat in mir auch noch mal was ausgelöst. Weil es Emotions-mäßig noch mal ganz andere Sachen in mir auslöst. R&B und Soul finde ich mega geil, aber emotional hält sich das alles in Grenzen. R&B ist immer sexy, wohlfühlen und Vibes. Ich komme aus einer sehr christlichen Familie und Gospel ist für mich so das Homecoming-Gefühl. Aber ist halt auch nur eine Emotion.
Ich habe auch die Taylor-Swift-Doku gesehen. Ich feier das übelst. Ich habe mich für das Ganze noch mal geöffnet, was für mich musikalisch auch viel aufgetan hat, auch für meine eigenen Sachen.
Ich habe eine Playlist gemacht, die heißt „Geiler Pop“. In der Playlist habe ich: Emily Roberts, Betty who, Lennon Stella, Christine and the Queens, das sind alles Sachen, die Pop mit einer Prise Cutlure haben. Was zum Beispiel in Frankreich viel gemacht wird, wenn Popmusik mit der eigenen Kultur verbindet wird. Ich finde, dass das gerade auch in Deutschland so eine Bewegung ist, die sich auftut. Was voll schön zu beobachten ist, wie z. B. eine Elif. Die bringt das tückische mit rein oder eine L¥nn, wo man diese arabischen Elemente in ihrer Stimme hört, was ich voll interessant finde. So was catchet mich.
Aber zu deiner Frage zurück, was ich für mich gerne noch mehr ausprobieren möchte, ist alles, das ein bisschen in die Richtung Rock und Country geht, sodass ist etwas, was ich gerade viel höre. Ich habe das Miley Cyrus Album gehört. Ich finde es krass gitarrenlastig und rockig, was mich krass gecatcht hat, das ist so krasse Symbiose mit ihrer Stimme und allem was sie mitbringt.
Ich habe mir auch dieses 24k Golden Album angehört, was ich krass gefeiert habe. Ich finde es eine super interessante Kombi, dass da viel Country Elemente drin sind. Da fand ich es aber wiederum interessant, dass ein PoC dieses Element mit in seine Musik bringt, obwohl es kulturell sich eigentlich clashed.
Solche Sachen - vielleicht interpretiere ich das auch zu deep - aber wo vielleicht noch eine deepere Message dahinter steckt, finde ich ganz interessant.
Auf so gitarrenlastige Sachen habe ich aber noch mehr Bock. Das hat bisher noch nicht wirklich viel in meiner Musik stattgefunden.
Die Kampagne mit Yael und Leyla mit Adidas und der Song "Gang Sh!t" , der im Rahmen dieser Kampagne entstanden ist, dreht sich um weibliche Diversität, Zusammenhalt unter Frauen. Warum braucht es für dich in 2021 Female Empowerment?
Ich glaube viel wurde in der Vergangenheit falsch geschult. Immer wenn es um Female Artist ging, ging es viel darum, dass dann plötzlich die Female Artsist gegeneinander gearbeitet haben. Vielleicht gar nicht von sich aus, aber ich finde, was rundherum passiert ist, was ist die Medien alles gesagt haben. Es wurde auch medial so ein Kampf zwischen einer Loredana und einer Shirin David krass aufgebauscht. Das ist für mich nicht die richtige Form von Female Empowerment. Für mich ist Female Empowerment, wenn die Frauen sich gegenseitig unterstützen und sich da nicht als Konkurrentinnen sehen.
Ich glaube, es hat sich schon viel getan. Dass es Sichtbarkeit gibt, da gibt es mehr und mehr. Ich finde, das ist eine grundlegende Sache für feministischen Fortschritt. Es kann nur stattfinden, wenn es die Sichtbarkeit gibt.
Weil junge Frauen oder Mädchen sich davon inspirieren lassen sich und sehen, das es funktioniert. Also ich weiß, wie ich gedacht habe als junges Mädchen und ich kann es sagen, ich habe wenig Identifikationsfläche im deutschen Rahmen gefunden für mich.
Ich habe vielleicht keine Sarah Connor gehört, ich war riesen Fan von Nena... Aber die ist ja leider ein bisschen abgedriftet. Zu sehen, dass man sich identifizieren kann, ist, glaube ich extrem wichtig.
Was Medial viel passiert: sobald es zwei Frauen gibt, sind es die, die gegeneinander kämpfen.
Wo ich mir denke - jetzt nicht böse gemeint - aber im Rap ist, fragt keiner, warum es einen Mero gibt, wenn es ein Sero, Fero, Lero gibt. Da fragt keiner nach.
Ich hatte auch so Label Gespräche - werde jetzt keine Namen nennen - aber wo ich mir so denke: „Okay, nur weil ich jetzt blonde Haare hab und nicht straight Deutschpop mache, bin ich doch nicht Loredana". Wie schnell da Schlüsse gezogen werden. Wo gefragt wird, ob man genügend Charakter hat. Ich weiß, dass ich das habe. Warum klingen alle die, die da ganz oben sitzen, alle gleich und haben ihre Daseinsberechtigung?
Da würde ich mir wünschen, dass es mehr ein Miteinander gibt und weniger dieses Konkurrenzdenken. Das auch die Vielfalt darin gesehen wird. Vielleicht ähnelt meine Musik eher einem männlichen Artist als von irgendeiner Frau. Nur weil wir beide Frauen sind, sind wir nicht direkt ähnlich. Das habe ich zum Beispiel noch nie gehört: „Du klingst zu sehr wie ein Noah Levi“. Es werden immer direkt Schlüsse gezogen, dass ich vielleicht mehr wie eine Lea bin, nur weil wir Frauen sind.
Wo wir jetzt über den Zusammenhalt unter Frauen reden, vielleicht kannst du ja mal erzählen, von welchen weiblichen Feature du heimlich träumst?
Ich muss sagen, ich habe lang immer von einer Nena geträumt und jetzt bin ich so: „Warum?“ Ich liebe die Stimme. Ich hab die immer gefeiert. Schade.
Wen ich sehr feiere, wo ich mich einfach frage: „Wo bleibt der riesen Durchbruch?“ Ist eine Haiyti. Ich finde sie super lustig, stilistisch super geil, irgendwie alles in cool umgesetzt.
Ich finde, eine Celine hat grad musikalisch einen Meilenstein gesetzt. Was ich bei ihr interessant finde, ist, dass sie Popmusik macht, aber im Rap stattfindet. Dafür wird sie gesehen und trotzdem respektiert. Ohne auseinandergenommen zu werden.
Was man eigentlich mit diesem ganzen Image-Aufbau machen kann. Wenn sie aus diesem ganzen TwoSides-Viertel kommt und ein Feature mit UFO macht, wie viel das was mit der Wahrnehmung von Menschen macht, fand ich interessant zu sehen. Obwohl es total zugänglich ist auch für Leute, die vielleicht Pop hören.
Ich feiere auch sehr eine Badmomsjay. Man muss am Ende immer schauen, was wo man sich irgendwie da musikalisch auch trifft.
Eine Luna finde ich auch super interessant. Ich bin gespannt, was da alles noch von ihr rauskommen wird.
In Österreich gibt es auch gerade eine Künstlerin, KeKe. Ich feiere eigentlich alle Künstlerinnen, die für was Neues auf dem Markt sorgen. Die Vorreiter sind für irgendetwas, was total spannend ist.
„Das und das funktioniert nicht“. Dann kommt jemand und macht es. Ich finde den Weg, den sie macht, total schön. Sie ist vielleicht nicht der mega Mainstream, aber ich finde es total cool und schön zu beobachten, wie sie das macht, wo sie stattfindet und für das auch wahrgenommen wird.
Letztes Jahr hast du mit Abstand beim o2 Priority Newcomer Concert gespielt. Da hast du auch schon Geldautomat gespielt.
Ja, aber da hab ich eine alte Version davon gespielt. Den habe ich danach noch mal umgeschrieben.
Stehen für 2021 Konzerte mit oder ohne Abstand an?
Auf jeden Fall so! Es ist eigentlich viel geplant, aber viele Sachen stehen halt so ein bisschen auf der Kippe. Man kann nicht davon ausgehen, dass das funktioniert. Deswegen gehe ich mal ganz entspannt in die Sache rein.
Es kommt viel auf die ganzen Formate an, ob die sich um einen Plan B, nämlich Streaming Konzerte, kümmern. Ich bin bei so was immer am Start und ich habe Bock, das zu machen und mittlerweile habe ich auch die Übung.
Es ist eine ganz andere Form mit Leuten zureden, wenn man das Streaming mäßig macht, aber ich habe auch eine Freude dazu gefunden. Ich gehe noch mal entspannter rein als bei einem Livekonzert. Natürlich vermisse ich das Gefühl, aber man muss sich halt irgendwie darauf einstellen und das ist eine gute Plan-B-Variante. Sachen kommen aber auch immer spontan rein. Ich fand es cool, dass Aktionen wie Songpoeten, Filter und Alles Gold, was ja zum Label quasi dazu gehört, gemacht werden. Man kann auch selbst viel an Start bringen. Vielleicht gehe ich 2021 mehr Live und mache ein kleines Konzert. Mal schauen.
Und die letzte Frage, dürfen wir uns auf ein Album freuen?
Leider sind ja, finde ich, Streaming-Plattformen oder viele Streaming-Plattformen nicht darauf ausgelegt, Alben zu bewerben. Ich möchte natürlich nur ein Album machen, aber nur, wenn das auch gehört wird. Dafür ist es einfach zu viel Arbeit. Deswegen muss ich einfach mal schauen, wie 2021 läuft musikalisch und karrieremäßig.
Ich geb alles und schau, wie die Sachen so angenommen werden, aber erst mal wird Single für Single geplant. Es sollen auf jeden Fall ein bis zwei EPs kommen, was erst mal Projekt genug für mich ist. Es ist auch kein All-you-can-eat für die Leute da draußen! Aber wie gesagt, ich habe auch noch Bock, die Videos zu machen.
Wenn ich mal ein Album mache, dann muss ich da wirklich mit einer Vision reingehen, dass jeden Song, den ich schreibe, bewusst für ein Album geschrieben wird. Ich kann jetzt einfach 12 Songs in die Playlist packen, aber das ist für mich kein Album. Alben, die ich irgendwie feiere, sind Sachen, die zusammenpassen, die inhaltlich eine Strecke haben. Im Moment schreibe ich grad noch viel über meine Tagesverfassung und die ist halt jeden Tag anders. Ich glaube, wenn man ein Album macht, dann soll es eine krasse Vision haben und man soll inhaltlich viel mitbringen. Aber wenn's so weit ist, dann sollen es die Leute auch hören!
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