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AutorenbildPaula Goos

Es war wie ein Rausch, intensiv & viel zu schnell vorbei

ein persönlicher Konzertbericht von Paula Goos

credits: soft.as.snow

Diesen poetischen Erguss tippte ich am Mittwoch, dem 15.2.22 um 22.58 in meine Notizen. Da war ich auf dem Konzert von NEUNUNDNEUNZIG im übel&gefährlich.


Das österreichische Duo besteht aus Saiya Tiaw und Nicki Papa. Die beiden machen auch solo Musik, es gibt außerdem das Alias DANZIGER99, welches regelmäßig für Verwirrung sorgt. Gespielt wurden Songs von allen Künstler-Egos der beiden. Saiya spielt Keyboard und singt, hat sich lässig seine Gitarre umgehangen. Nicki trägt ein seidenes Kopftuch, bewegt sich im diffusen Scheinwerferlicht und singt. Es ist dunkel und nebelig, auf der Bühne passiert nicht viel, die beiden sind genug.


NEUNUNDNEUNZIG, das ist Musik für Menschen, die viel fühlen wollen, es aber nicht immer können. Oder vielleicht auch einfach von so viel Feelings überfordert sind. Hier gibts Melancholie, Herzschmerz und Exzess in kleinen Dosen. Ihre Musik ist ein must-know im deutschen New Wave-Untergrund. Irgendwie gehört sie zur neuen Neuen Deutschen Welle, aber ist doch noch mehr. Mehr Tiefe, mehr tanzen, mehr fühlen. Ob Rowdy, Raver oder Rapper, irgendwie können sich alle auf NEUNUNDNEUNZIG einigen. Und manchmal ist es halt für alle einfacher, die Wahrheit in Form von “du_spürst+nur<3.durch-pillen+++” zu sagen, statt dem Anderen ins Gesicht.

Apropos, gesagt wird auf der Bühne wenig. Die beiden bewahren das Mysterium um ihre Person, allein der Wiener Dialekt bei der Begrüßung lässt auf ihre Herkunft schließen. Eine Freundin meinte vorher zu mir „das wird bestimmt schön die lieder mal ein bisschen länger am stück zu hören“.

Doch auch beim Konzert bleibt kein Song länger als 1:30. Aber auch kein Auge trocken und kein Herz ungebrochen.


Einzig und allein eine stilisierte Coverversion von Jason Derulos "Whatcha say“ dient dem Publikum als Überraschung. Das besteht hauptsächlich aus Pärchen, eng umschlungen und dunkel gekleidet. Mein Vintage T-Shirt leuchtet im Dunkeln, fast ein bisschen unangemessen, fasst zu freudvoll.

Nach knapp einer Stunde und 4 Bier ist der Spaß vorbei. Ich muss noch kurz an der Wand stehen und eine Zigarette rauchen, da ist der Raum schon wieder fast leer. Vielleicht auch, weil die beiden schicken Jungs, die bis gerade eben noch im Rampenlicht standen, jetzt am Merch-Stand zu finden sind. Gerne hätte ich was gesagt, aber was sagt man jetzt?


Also verlassen wir den Bunker wieder und freuen uns einfach, dass wir da waren. Auf dass Liebeskummer immer so schnell vorbeigeht wie bei NEUNUNDNEUNZIG.

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